.
18.06.2022
Menschen

Dentalhygieniker:innen: Neue Profis in Praxen

Julia Haas studierte an der EU|FH Dentalhygiene & Präventionsmanagement. Als Dozentin lotst sie mittlerweile Studierende zum Abschluss. Dentalhygieniker:innen wie Julia modernisieren das Gesundheitswesen. Sie infiltrieren Industrie und Forschung. Warum sind die studierten Spezialist:innen verstärkt nachgefragt?

von Jule Fuchs

EUFH Magazin Dentalhygiene Praeventiontsmanagement Dentalhyieniker EUFH Magazin Dentalhygiene Praeventiontsmanagement Dentalhyieniker

Julia Haas begreift sich als Pionierin, aber keinesfalls als Einzelgängerin. Als zeitweise einzige studierte Dentalhygienikerin von der EU|FH identifizieren sich Studierende des Bachelorstudiengangs „Dentalhygiene & Präventionsmanagement” (DH) mit der Beauftragten für Studierendenzufriedenheit.

Die dreifache Mutter überwand alle Hürden, die das berufsbegleitende Studium für Eingeschriebene stellt. Wie die Aufregung, die die Hände zittern lässt, kurz vor der praktischen Parodontologie-Prüfung an Patient:innen. Julia erlebte, wie das Hochgefühl nach bestandener Prüfung den Bann der Aufregung bricht. Wie wichtig bei aller Leidenschaft für das Dentalhygiene-Studium der Rückhalt der Familie ist.

„Die Familie hielt mir zwei turbulente Jahre lang den Rücken frei. Meine jüngste Tochter war ein Jahr alt, als ich mich mit Mitte 30 im Dezember 2013 für das Studium einschrieb. Parallel arbeitete ich in meinem Job als Zahnmedizinische Prophylaxefachkraft 25 Stunden pro Woche. Die Arbeit fiel mir leicht, doch das Studium forderte mich heraus”, erzählt Julia.

EUFH Magazin Dentalhygiene Praeventiontsmanagement Prophylaxe

DHs bohren die dentale Hierarchie auf

DHs sind Expert:innen – ob klassisch fortgebildet oder studiert. Ihr Wissen über Parodontologie und Prophylaxe professionalisieren Zahnarztpraxen, denn beide Fachbereiche gelten in der Dentalmedizin als Spezialfelder. Für diese müssen DHs hohe Kompetenzen im Umgang mit zahnärztlichen Instrumenten entwickeln.

„Meine Kollegin vergleicht das gern mit einer Kür im alltäglichen Ballett der Praxen. Wir beraten und behandeln Patientinnen und Patienten. Dadurch können wir vor Zahnärztinnen und Zahnärzten eine eigene fachliche Meinung vertreten. Das mag für viele Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), die einen Studienwunsch hegen, ungewohnt sein”, so Julia.

Im Unterschied zu einer klassischen Fortbildung erlangen künftige DHs an der EU|FH die Kompetenz, Probleme zu analysieren und zu lösen. Sie lernen wissenschaftliches Arbeiten von der Pieke auf. Julias größte Erkenntnis als Erstsemester: Es gibt neben Behandlungsschema A plötzlich noch B, C und D. DHs wägen ab und wählen den besten Weg.

Doch während Dentalhygieniker:innen in den USA oder der Schweiz Diagnosen stellen oder Sedierungen setzen dürfen, unterliegen sie in Deutschland der „Delegation von Verantwortung”, der Aufsicht der Zahnärzt:innen. Das Zahnheilkundegesetz gibt strenge Einsatzregeln vor, die den Kompetenzbereich studierter DHs von dem der Mediziner:innen separieren.

EUFH Magazin Dentalhygiene Praeventiontsmanagement Patientengespräch

DHs füllen Versorgungslücken

Im April 2022 zertifizierte die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro®) mit Ivana Elez (B.Sc.), die erste Dentalhygienikerin. Mit diesem Qualitätssiegel will die Fachgesellschaft einen Standard etablieren und die zahnärztliche Versorgung von Patient:innen in Prävention und Therapie verbessern. Außerdem wollen die involvierten Berufsverbände für Dentalhygieniker:innen sich dafür einsetzen, ein geschütztes Berufsbild zu etablieren. Das Studium Dentalhygiene soll sich deutlich von den verschiedenen Stufen der Fortbildung abgrenzen.

Innovative Zahnärzt:innen rollen studierten Dentalhygieniker:innen mittlerweile den roten Teppich aus. Mit ihrem Behandlungsportfolio, bestehend aus Prävention, Parodontitistherapie und parodontaler Erhaltungstherapie, sind sie ein wirtschaftlicher Gewinn für jede Zahnarztpraxis und unterstützen das Gesundheitssystem.

Sogar die Industrie fragt DHs als Spezialist:innen für Parodontologie und Prävention verstärkt nach. Die EU|FH kollaboriert mit Geräteherstellern, beispielsweise in Fachartikeln. Studierende dürfen neu entwickelte Geräte an Patient:innen einsetzen. Daraus entstehen vereinzelt Bachelorarbeiten als Studien. „Wir infiltrieren die Industrie und auch in der Forschung sehe ich Ansatzmöglichkeiten für unsere DHs. Auch vor diesem Hintergrund machen wir uns für ein europaweit einheitliches Curriculum stark”, sagt Julia.

Julia Haas wiss. MA Dentalhygiene und Prävenstionsmanagement

Julia Haas studierte an der EU|FH Dentalhygiene und Präventionsmanagement. Sie ist Mutter von drei Kindern, doziert und begleitet Studierende an der Hochschule.

Bildnachweise:
© EU|FH | Henrik Bartels

Beiträge, die dich ebenfalls interessieren könnten

#