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12.07.2021
News

Die Frau für alle Studierenden

Gewissenhaft. Teamorientiert. Hilfsbereit. Diese Eigenschaften einen alle Bewerber:innen für den Studiengang Soziale Arbeit an der EU|FH. Sie wollen die Welt etwas lebenswerter machen, Menschen vom gesellschaftlichen Rand in die Mitte lotsen. Britta Malmström lernt alle Bewerber und Bewerberinnen in Rostock kennen. Die Studienberaterin spricht mit allen, berät und begleitet sie. Ein Gespräch über ideale Vorstellungen, den schnellen Switch von Theorie, Praxis und Partnerunternehmen.

von Jule Fuchs

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1. Du lernst alle Bewerber:innen kennen. Beschreib doch mal kurz, wer sich für den Studiengang Soziale Arbeit interessiert.

Britta Malmström: Gern. Die Bewerber:innen kommen aus sehr unterschiedlichen Kontexten. Die Wenigsten entscheiden sich direkt nach dem Abitur für das Studium. Die Meisten haben schon Erfahrungen im sozialen Sektor gesammelt. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder auf dem ersten Bildungsweg. Sie studieren oder machen eine Ausbildung. 

Die Nächsten kommen aus einer ganz anderen Fachrichtung. Sie haben ein Studium begonnen, in dem sie sich unwohl fühlen. Zwar schlummerte die Idee von der Sozialen Arbeit schon längere Zeit in ihrem Hinterkopf. Sie wussten, dass sie „etwas mit Menschen” machen und anderen helfen wollten. Allerdings hat sie ihr bisheriger Bildungsweg nicht zu diesem Ziel geführt. Deshalb liebäugeln sie nun mit dem Studiengang Soziale Arbeit an der EU|FH, mit dem sie eine 180-Grad-Wendung wagen.

2. Wie alt sind die Bewerber:innen im Schnitt?

Die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Einige etwas älter.

3. Redet ihr mir den Bewerber:innen auch über die persönliche Belastung, die Soziale Arbeit eventuell mit sich bringt?

Die Bewerber und Bewerberinnen sind sehr realistisch und auffallend reflektiert. Das fällt mir vor allem bei den Jüngeren auf, die sich sehr gründlich mit dem Studium auseinandersetzen. Vielen ist bewusst, dass sie mit menschlichen Schicksalen zu tun haben. Dass sie diese hautnah miterleben. Mich überrascht das gerade bei den Jüngeren, die bislang nur wenige Berührungspunkte mit Sozialer Arbeit hatten. Dass es im sozialen Sektor auch häufig um schnelle Entscheidungen geht, ist allerdings vor allem den Älteren klar.

4. Und du berätst wirklich alle Studienbewerber:innen für den Standort?

Ja, alle Bewerbungen kommen direkt zu mir. Ich sichte jede und mache mir ein erstes Bild von dem jeweiligen Menschen. Danach führe ich mit jedem ein persönliches Gespräch, denn dieser direkte Kontakt ist uns von Anfang an sehr wichtig. Dabei schaue ich, ob sich der Bewerber oder die Bewerberin für das Studium eignet. Gleichzeitig erkläre ich, was ihn oder sie bei uns erwartet. Ganz transparent. Damit wollen wir vermeiden, dass er oder sie mitten im Studium enttäuscht wird, weil er oder sie am Anfang eventuell andere Vorstellungen hatte.

5. Welche Fragen werden dir am häufigsten gestellt?

Das ist völlig unterschiedlich. Häufig kommt die Frage nach den beruflichen Bereichen und Möglichkeiten. Einer fragte, ob er mit dem Studienabschluss auch im Gefängnis arbeiten kann. Ja, kann er. Viele wollen wissen, wie sie ihr Studium finanzieren können. Ob zum Beispiel das Partnerunternehmen die Kosten übernimmt und wie sie überhaupt ein Partnerunternehmen finden. Natürlich kommen auch Fragen zum Studienaufbau.

6. Bevor ihr den Studierenden ein Partnerunternehmen vermittelt, biete ihr allen Bewerber:innen einen STUDI-Check an.

Der STUDI-Check ist wirklich spannend. Für die Teilnehmenden genauso wie für uns. Es ist kein klassisches Assessment-Center (AC), in dem sie ihre Eignung beweisen müssen. Vielmehr geht es darum, ihnen mit verschiedenen Tests und Aufgaben zu helfen, sich zu orientieren. Anhand ihrer Stärken festzustellen, wofür sie sich eignen. Eher für die Kinder- und Jugendsozialarbeit, für die öffentliche Sozialverwaltung, für die Verwaltung bei einem Träger oder für die klinische Sozialarbeit.

7. Das sind die Vertiefungen, die das Studium an der EU|FH bietet?

Genau. Die Studierenden sind vor dem STUDI-Check meistens total aufgeregt, denn sie wissen nicht so genau, was sie erwartet. Das machen wir absichtlich. Sie sollen unvorbereitet kommen.

Während des STUDI-Checks fragen wir alle Teilnehmenden, was sie für das Studium motiviert. Schauen uns die Persönlichkeit an und wie jeder und jede mit anderen in bestimmten Situationen interagiert. Aufgrund unserer Beobachtungen geben wir Empfehlungen ab. Wer sehr penibel und gewissenhaft ist, eignet sich zum Beispiel für die Verwaltung. Wer stark kommuniziert und als Teamplayer oder Teamplayerin auftritt, kann seine bzw. ihre Stärken besser bei einem Träger anwenden, zum Beispiel als Schulsozialarbeiter bzw. Schulsozialarbeiterin.

8. Du begleitest den STUDI-Check. Was beeindruckt dich dabei?

Wie die Studierenden miteinander umgehen. Anfangs sind sich alle fremd, funktionieren aber sofort als Gruppe. Es gibt keinen Konkurrenzkampf. Jeder und jede lässt den anderen das Wort, hält sich an Regeln, zeigt Neugier und Interesse.

Liegt der STUDI-Check hinter ihnen, wirken die Teilnehmenden auf mich sehr zufrieden, sogar glücklich. Das bestätigen sie auch in den darauffolgenden Einzelgesprächen, in denen wir den STUDI-Check mit ihnen auswerten und ihnen Empfehlungen geben.

Zwar deckt sich diese oft mit den Vorstellungen der Einzelnen, allerdings heißt das nicht, dass der STUDI-Check umsonst ist. Ganz im Gegenteil. Die Bewerber und Bewerberinnen hätten sich ohne den STUDI-Check nie so intensiv mit ihrer Persönlichkeit und Eignung beschäftigt. Dadurch, dass wir sie in ihrer Entscheidung bestätigen, fühlen sie sich am Ende sogar sicherer.

9. Sind die Studierenden an eure Empfehlung gebunden?

Nein, sie können sich auch für eine andere Vertiefung entscheiden.

10. Wie geht es dann weiter?

Haben sich die Studierenden für einen Bereich der Sozialen Arbeit entschieden, sucht meine Kollegin aus der Unternehmenskooperation gemeinsam mit ihnen nach dem passenden Partnerunternehmen. Anhand der Studienbewerbungen und des STUDI-Check-Ergebnisses schaut sie, welcher oder welche Studierende am besten zu welchem Unternehmen passt.

Dafür erhalten die Unternehmen ein Kurzprofil der Studierenden, die für sie infrage kommen. Ein wichtiger Schritt. Erst jetzt entscheidet sich, welche Studierenden sie zu einem Bewerbungsgespräch einladen und mit wem sie kooperieren.

Dazu muss man wissen, dass das Partnerunternehmen sehr wahrscheinlich auch der spätere Arbeitgeber sein wird und im besten Fall auch die Studiengebühren trägt. Einige Unternehmen gehen mit den Studierenden sogar eine mehrjährige Verbindung ein.

Sozialarbeitende werden überall gebraucht. Gut ausgebildete Fachkräfte sind Mangelware. Das wissen auch die Unternehmen. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit Partnerunternehmen wie der Hansestadt Rostock den Studiengang entwickelt.

11. Was unterscheidet den Studiengang Soziale Arbeit an der EU|FH von anderen?

Ganz klar: die engmaschige Verzahnung von Theorie und Praxis. Im ersten Jahr sind die Studierenden drei Tage pro Woche an der Hochschule und zwei Tage im Partnerunternehmen. Im zweiten Jahr wechselt das – zwei Tage an der Hochschule, drei Tage im Unternehmen.

12. Wie meinst du das?

An der EU|FH ist gerade dieser schnelle Transfer zwischen Theorie und Praxis ein absoluter Vorteil. Nehmen wir an, der Student, die Studentin macht in seinem Partnerunternehmen eine positive oder negative Erfahrung. Diese kann er oder sie am nächsten Tag mit den Dozierenden reflektieren und bewerten. Und das theoretische Wissen direkt am nächsten Tag im Partnerunternehmen anwenden. Genau dieser Austausch ist gewollt.

Durch diese permanente Begleitung in der gesamten Breite fühlen sich die Studierenden sicher. Zusätzlich schafft dieser Wechsel zwischen Hochschule und Unternehmen für die Studierenden eine örtliche Nähe, denn unsere Kooperationspartner befinden sich in Rostock und Umgebung.

13. Wie lange begleitest du die Studierenden?

Hauptsächlich während der Entscheidungsfindung. Also, wenn sie überlegen, ob das Studium überhaupt etwas für sie ist. Dann geht es um Inhalte und Aufbau des Studiums.

Haben sie sich für die Soziale Arbeit entschieden, schaue ich, ob alle Unterlagen vorliegen und helfe bei Finanzierungsfragen. Parallel hilft unsere Referentin aus der Unternehmenskooperation bei der Suche nach einem Partnerunternehmen.

Später im Studium lassen sich die Studierenden direkt von ihren Dozenten und Dozentinnen beraten. Dann geht es meist um fachliche Fragen zu Organisation oder Prüfungen.

Britta Malmström wissenschaftliche Mitarbeiterin | Dozentin Grundschulpädagogik Studienberatung

Britta Malmström (37) berät seit vier Jahren Studierende der EU|FH und solche, die es werden möchten, für die Bachelorstudiengänge Soziale Arbeit (B.A.), Physiotherapie (B.Sc.) und Grundschulpädagogik (B.A). Die gebürtige Rostockerin hilft jungen Menschen gern dabei, ihre Zukunft zu gestalten. Privat ist die Mutter zweier Kinder am liebsten draußen in der Natur. 


Bildnachweise:
@ EU|FH (2 Bilder)

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