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21.04.2022
Studium

Logopädie krempelt Lebensläufe um

Logopädie hebt die Lebensqualität von Menschen auf ein neues Level. An der EU|FH lernen Studierende einen ganzheitlichen Blick auf Patient:innen und verwandte Fachbereiche. Das Studium eröffnet neue Chancen für Therapie, Karriere und Gesundheitswesen.

von Jule Fuchs

EUFH Magazin Logopädie EUFH Magazin Logopädie

„Ich kenne Lars seit zehn Jahren. Er war zunächst Pfleger auf meiner Station, dann Physician Assistant. Wir begleiteten sein Studium. Inzwischen möchte das ärztliche Team auf ihn als PA nicht mehr verzichten”, berichtet Dr. med. Heinrich Kerkhoff, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Geriatrie im Städtischen Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon. Doch auch der Bachelor reichte Lars nicht. 

Sprachaussetzer. Die Atmung flach. Die Lippen schwach. Die Gedanken fahrig. Ringen um jedes Wort.

„Honig im Kopf“ nennt sich ein Film über eine Krankheit. Unter ihr leiden 2018 mehr als 1,5 Millionen Menschen über 65 Jahren in Deutschland. Demenz. Erkrankte Senior:innen gelten als multimorbid, zeigen gleichzeitig mehrere Krankheitsbilder. Oft fallen Sprechen und Schlucken schwer.

Logopäd:innen lindern nervliche und sprachliche Beschwerden. Senior:innen mit „Honig im Kopf“ können ihr Herz länger auf der Zunge tragen, sich ausdrücken und am Leben teilhaben. „Unsere Therapien wirken unsichtbar im Kopf der Patient:innen und werden von den Angehörigen oft als Erleichterung im Alltag wahrgenommen“, sagt Prof. Dr. Julia Siegmüller von der EU|FH. 

EUFH Magazin Logopädie Therapie

Ein Fall für die Wissenschaft

Einen logopädischen Erfahrungsschatz erlangen Studierende an der EU|FH. Seit dem Jahr 1994 verlassen staatlich anerkannte Logopäd:innen die Rostocker Bildungsstätte, seit 2013 sogar mit einem Studienabschluss (Bachelor of Science). „Wir waren die erste private Hochschule in Deutschland, die Logopädie als Modellstudium anbot. Kurz darauf kamen Ergotherapie und Physiotherapie hinzu“, erklärt Prof. Julia Siegmüller. 

Die traditionelle schulische und die noch recht junge akademische Ausbildung sind an der EU|FH miteinander verwoben. Die Studierenden machen im sechsten Semester ihr Staatsexamen zur:zum staatlich anerkannten Logopäd:in. Im siebenten Semester ihren Bachelor. Und auf Wunsch satteln sie ihren Master auf. Übrigens ist das Studium an der EU|FH auch berufsbegleitend im Anschluss an eine schulische Logopädie-Ausbildung möglich.

Das Logopädie-Studium an der EU|FH:
Alles über Voraussetzungen, Aufbau und Inhalte

Wie das grundständige, duale Logopädie-Studium funktioniert? Studierende ohne Berufserfahrung immatrikulieren sich. In den ersten beiden Semestern lernen sie die Basics. Ab dem dritten Semester arbeiten die angehenden Logopäd:innen an zwei Lernorten: Alle treffen sich in der Hochschule für die Theorie und machen ebenso gemeinsam die ersten Schritte in der Praxis. Sie arbeiten in einem Partnerunternehmen: wahlweise in einer ambulanten Praxis, einem Krankenhaus, einer Einrichtung für Rehabilitation oder Frühförderung.

Spätestens bei der praktischen Arbeit bemerken Studierende, dass Logopädie kein abgeschlossenes Gebiet ist. Für die richtige Diagnose und die anschließende Therapie ist oft der Blick in andere Wissenschaftsdisziplinen und Fächer notwendig. An der EU|FH gehört dieser zum Alltag. Im praktischen Studienteil, in den sogenannten Skills Labs, arbeiten interdisziplinäre Teams. Studierende der Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie nutzen ihre unterschiedlichen Fachkompetenzen für ein gemeinsames Ziel: Patient:innen bestmöglich therapieren. Anschließend reflektieren und evaluieren sie ihr Tun im Denklabor, entwickeln es weiter.

EUFH Magazin Logopädie Therapie

Bewegung im Gesundheitswesen

Mit einem Master gewinnen Logopäd:innen einen Wissensvorsprung, der ihrer Karriere weitere Horizonte eröffnet. „Mit den erlangten Kompetenzen können sie Therapien evidenzbasiert entwickeln, sich in der Forschungslandschaft positionieren und sprachtherapeutische Abteilungen in Krankenhäusern sowie ambulante Einrichtungen leiten“, erklärt Prof. Julia Siegmüller.

Mit jedem Jahr wächst der Anteil der Akademiker:innen in den Gesundheitsfachberufen. Und damit auch die Bedeutung des Masterstudiums.

Das wird dringend benötigt. Die Menschen werden immer älter und die Gesellschaft überaltert. Der Wissenschaftsrat, eines der zentralen wissenschaftspolitischen Gremien in Deutschland, prognostiziert in seiner „Empfehlung zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen“ eine zunehmende Anzahl multimorbider erkrankter Menschen. Die Ansprüche an Diagnostik und Therapie werden steigen. Fachkräfte dagegen fehlen. Deshalb werden Hochschulen verstärkt Fachkräfte in den Gesundheitsfachberufen Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie ausbilden. Von multiprofessionellen Teams aus Ärzt:innen und Gesundheitsfachleuten profitieren am Ende besonders Patient:innen. Demenzerkrankte Menschen mit „Honig im Kopf“ verlieren weniger schnell Ihre Eigenständigkeit und Kinder halten in der Entwicklung mit.

Prof. Dr. Julia Siegmüller Vizepräsidentin Wirtschaft & Verwaltung Geschäftsführung EU|FH GmbH & Medica-Akademie gGmbH Professur für Therapieforschung und Therapiemethodik

Julia Siegmüller war Geschäftsführerin und ist Professorin für Therapieforschung und -methodik in den Gesundheitsberufen an der Hochschule. Als Vizepräsidentin für Wirtschaft und Verwaltung an der EU|FH machte sie sich mit zahlreichen Publikationen im Fachgebiet der Logopädie einen Namen.


Bildnachweise:
© EU|FH | Henrik Bartels

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